Erfolgreich Lieferanten finden in China

China dient seit Jahrzehnten als primäre Beschaffungsquelle für deutsche Unternehmen. Doch bevor diese eine ernsthafte Kooperation eingehen, entsenden sie die eigenen Mitarbeiter zwecks eines Audits, die den Lieferanten im Reich der Mitte unter die Lupe nehmen sollen. Die Lieferantensuche in China gestaltet sich so zu einer „exotischen Dienstreise“. Die Mitarbeiter empfinden diesen Umstand oft als stressig und sind bereits vor bzw. spätestens nach der Reise verärgert. Chi Li vom Düsseldorfer Beratungsunternehmen Kloepfel Consulting hat sich in diesem Zusammenhang die Frage gestellt, wie eine Auditierung von Lieferanten in China effizienter gestaltet werden kann, um letzlich mit dem richtigen Lieferanten eine Kooperation einzugehen. Hierbei beruft er sich auf seine langjährige Erfahrung in dieser Thematik sowie seiner chinesischen Wurzeln und gibt im Rahmen eines Whitepapers 10 Tipps für Lieferantenaudits in China. Im folgenden Artikel fassen wir die wichtigsten Themenpunkte kurz zusammen.

Mehr Puffer in der Planung

Eine genaue Planung vorab ist sehr wichtig vor Antritt der Reise in das Reich der Mitte. Flüge sind vorher zu buchen und Fahrten z. B. mittels Googlemaps vorzukalkulieren. Auf der Autobahn dürfen Sie beispielsweise maximal mit 80 km/h fahren, in der Stadt beträgt die Geschwindigkeitsbegrenzung 40km/h. Außerdem sollten Sie unbedingt beachten, dass Meetings grundsätzlich 10 Minuten später anfangen und normalerweise früher enden als vereinbart. Deshalb lautet die Empfehlung von Chi Li: 20% Pufferzeit einplanen!

Der Weg zum Audit

Wie erreichen Sie Ihr Ziel? Der Autor empfiehlt den Schnellzug, wenn Ihr Geschäftspartner seinen Sitz im Perlfluss-Delta um Hongkong, das Jangtse-Delta um Shanghai oder um die Region Peking hat. Dort haben Sie eine sehr gute Anbindung zum Schnellzug. Nebenbei: Mehr als 200 Mrd. Yuan investierte die Regierung für den Ausbau des Schienennetzes, um den Verkehr zu entlasten. Zugtickets können Sie am internationalen Flughafen Peking und Shanghai sowie bei der Agentur der chinesischen Bahn erwerben.

Geschenk an weniger wichtige Mitarbeiter des Lieferanten

Wer freut sich nicht über ein Geschenk? Auch Ihrem chinesischen Geschäftspartner breiten Sie mit dieser Geste eine Freude. Die Mitarbeiter des Unternehmens, wie z. B. im Vertrieb, der Qualitätssicherung oder der Assistenz der Geschäftsführung sollten Sie ebenso eine Kleinigkeit aus Gründen der Achtung und des Respekts mitbringen. Den Pluspunkt bei den Personen spüren Sie dann auch garantiert im Verlauf Ihrer Geschäftsreise.

Business Etikette

In Sachen Business Etikette weist Chi Li darauf hin, dass Frauen einen Businessdress und Männer einen Anzug bevorzugen sollten, auch wenn Ihr Geschäftspartner Sie mit „einfacher Kleidung“ empfängt. Der Anzug entspricht der Erwartungshaltung der chinesischen Geschäftspartner. Die Krawatte sollten Sie jedoch weglassen, da sie als overdressed gilt und z. B. nur von Servicekräften in Restaurants oder Hotels in China getragen wird.

Mittagpausen

Die Mittagspause können Sie dafür nutzen, um Ihren Geschäftspartner besser kennen zu lernen. Private oder persönliche Themen sollten auf Ihrer Agenda sein. Gegessen wird dann auch mal gerne bei verschiedenen Fastfood-Ketten, die sauber und zügig das Essen zubereiten. Vermeiden Sie während des Gespräches politische Themen oder eine Kritik über das Land. Diese Gespräche eignen sich hervorragend um herauszufinden, wie der Betrieb funktioniert, welche Lieferanten Ihr Gegenüber hat, wie die Mitarbeiter geschult werden und wie hoch deren Einkommen ist.

Abendessen mit der Geschäftsleitung

China ist als Land das Paradebeispiel für eine kollektivistische Gesellschaftsstruktur. Das heißt, dass die Gruppe und nicht der Einzelne / das Individuum im Vordergrund steht und ein großer Wert auf zwischenmenschliche Beziehungen gelegt wird. Eine Einladung zum Abendessen seitens der Geschäftsleitung ist ein sehr positives Anzeichen dafür, dass der Lieferant an einer zukünftigen Kooperation mit Ihnen großes Interesse hat. Außerdem lernen Sie Ihren Lieferanten persönlich kennen.

Videokamera mitbringen

Mit Videoaufnahmen des Werks können sich alle Beteiligten Ihres Unternehmens ein gutes Bild vom Lieferanten vor Ort machen. Passt die Qualität der Herstellung? Unter welchen Bedingungen wird das gewünschte Produkt gefertigt? Nehmen Sie den kompletten Produktionsprozess videotechnisch auf. Für eine anschließend stattfindende Kostenkalkulation sind Aufnahmen immer von Bedeutung und dienen als effektive Ergänzung zu Ihrem Auditbericht. Sollten Aufnahmen verboten sein, vereinbaren Sie eine Geheimhaltung per Vertrag bzw. weisen Sie höflich auf die Auditvorschriften Ihres Unternehmens hin.

Auditierung bei dem Sub-Lieferanten

Ihr Lieferant macht einen guten Eindruck? Besuchen Sie dennoch unbedingt seine Haupt- und Sub-Lieferanten. Die meisten chinesischen Hersteller beziehen ihre Waren von einem weiteren Lieferanten in der Nähe des Geschäftssitzes. Die wenigsten Unternehmen verfügen dabei über ein optimales Lieferantenentwicklungssystem. Der Besuch dieser Sub-Lieferanten muss spontan sein – ohne Vorankündigung. „Sonst wird immer ein Schein-Sub-Lieferant“ vorgestellt, so Chi Li. Fazit: Der Überraschungsmoment zählt!

Qualitätskontrolle

Jeder Arbeitsschritt sollte statt der QS-Unterlagen (QS: Qualitätssicherung) überprüft werden. Dabei ist es ratsam, sich vorab Gedanken über die Durchführung bzw. Organisation der QS zu machen. Soll per In-Process Quality Control (IPQC: Zufällige Prüfung jedes Arbeitsschrittes im Werk durch die werkseigene Qualiätssicherungsteam) oder per Werksselbstprüfung? Bei der Werksselbstprüfung kontrolliert der Mitarbeiter die von ihm produzierten Teile selber auf Fehler und veranlasst nach der vorliegenden Arbeits- und Prüfanweisungen die Freigabe für den Beginn des nächsten Arbeitsschrittes.

Li meint dazu: [...] „die Statistical Process Control (SPC: Statistische Prozessregelung) wird in China nicht richtig eingesetzt, stattdessen nutzt man gern die Werksselbstprüfung zur Sicherstellung der Produktionsqualität. Falls die SPC in der Praxis doch eingesetzt wird, sollten Sie auch genau überprüfen, wie diese umgesetzt wird. Die Rückverfolgbarkeit bei einer chine-sischen Fabrik ist kaum möglich.“

Abschied

Beim Abschied sollten Sie sich bei Ihrem Lieferanten für die herzliche Gastfreundschaft bedanken und den Ablauf der Auditierung loben. So steht einer erfolgreichen Lieferantensuche in China nichts mehr im Wege!

Quelle: Klöpfel Consulting

China dient seit Jahrzehnten als primäre Beschaffungsquelle für deutsche Unternehmen. Doch bevor diese eine ernsthafte Kooperation eingehen, entsenden sie die eigenen Mitarbeiter zwecks eines Audits, die den Lieferanten im Reich der Mitte unter die Lupe nehmen sollen. Die Lieferantensuche in China gestaltet sich so zu einer „exotischen Dienstreise“. Die Mitarbeiter empfinden diesen Umstand oft als stressig und sind bereits vor bzw. spätestens nach der Reise verärgert. Chi Li vom Düsseldorfer Beratungsunternehmen Kloepfel Consulting hat sich in diesem Zusammenhang die Frage gestellt, wie eine Auditierung von Lieferanten in China effizienter gestaltet werden kann, um letzlich mit dem richtigen Lieferanten eine Kooperation einzugehen. Hierbei beruft er sich auf seine langjährige Erfahrung in dieser Thematik sowie seiner chinesischen Wurzeln und gibt im Rahmen eines Whitepapers 10 Tipps für Lieferantenaudits in China. Im folgenden Artikel fassen wir die wichtigsten Themenpunkte kurz zusammen.

Mehr Puffer in der Planung

Eine genaue Planung vorab ist sehr wichtig vor Antritt der Reise in das Reich der Mitte. Flüge sind vorher zu buchen und Fahrten z. B. mittels Googlemaps vorzukalkulieren. Auf der Autobahn dürfen Sie beispielsweise maximal mit 80 km/h fahren, in der Stadt beträgt die Geschwindigkeitsbegrenzung 40km/h. Außerdem sollten Sie unbedingt beachten, dass Meetings grundsätzlich 10 Minuten später anfangen und normalerweise früher enden als vereinbart. Deshalb lautet die Empfehlung von Chi Li: 20% Pufferzeit einplanen!

Der Weg zum Audit

Wie erreichen Sie Ihr Ziel? Der Autor empfiehlt den Schnellzug, wenn Ihr Geschäftspartner seinen Sitz im Perlfluss-Delta um Hongkong, das Jangtse-Delta um Shanghai oder um die Region Peking hat. Dort haben Sie eine sehr gute Anbindung zum Schnellzug. Nebenbei: Mehr als 200 Mrd. Yuan investierte die Regierung für den Ausbau des Schienennetzes, um den Verkehr zu entlasten. Zugtickets können Sie am internationalen Flughafen Peking und Shanghai sowie bei der Agentur der chinesischen Bahn erwerben.

Geschenk an weniger wichtige Mitarbeiter des Lieferanten

Wer freut sich nicht über ein Geschenk? Auch Ihrem chinesischen Geschäftspartner breiten Sie mit dieser Geste eine Freude. Die Mitarbeiter des Unternehmens, wie z. B. im Vertrieb, der Qualitätssicherung oder der Assistenz der Geschäftsführung sollten Sie ebenso eine Kleinigkeit aus Gründen der Achtung und des Respekts mitbringen. Den Pluspunkt bei den Personen spüren Sie dann auch garantiert im Verlauf Ihrer Geschäftsreise.

Business Etikette

In Sachen Business Etikette weist Chi Li darauf hin, dass Frauen einen Businessdress und Männer einen Anzug bevorzugen sollten, auch wenn Ihr Geschäftspartner Sie mit „einfacher Kleidung“ empfängt. Der Anzug entspricht der Erwartungshaltung der chinesischen Geschäftspartner. Die Krawatte sollten Sie jedoch weglassen, da sie als overdressed gilt und z. B. nur von Servicekräften in Restaurants oder Hotels in China getragen wird.

Mittagpausen

Die Mittagspause können Sie dafür nutzen, um Ihren Geschäftspartner besser kennen zu lernen. Private oder persönliche Themen sollten auf Ihrer Agenda sein. Gegessen wird dann auch mal gerne bei verschiedenen Fastfood-Ketten, die sauber und zügig das Essen zubereiten. Vermeiden Sie während des Gespräches politische Themen oder eine Kritik über das Land. Diese Gespräche eignen sich hervorragend um herauszufinden, wie der Betrieb funktioniert, welche Lieferanten Ihr Gegenüber hat, wie die Mitarbeiter geschult werden und wie hoch deren Einkommen ist.

Abendessen mit der Geschäftsleitung

China ist als Land das Paradebeispiel für eine kollektivistische Gesellschaftsstruktur. Das heißt, dass die Gruppe und nicht der Einzelne / das Individuum im Vordergrund steht und ein großer Wert auf zwischenmenschliche Beziehungen gelegt wird. Eine Einladung zum Abendessen seitens der Geschäftsleitung ist ein sehr positives Anzeichen dafür, dass der Lieferant an einer zukünftigen Kooperation mit Ihnen großes Interesse hat. Außerdem lernen Sie Ihren Lieferanten persönlich kennen.

Videokamera mitbringen

Mit Videoaufnahmen des Werks können sich alle Beteiligten Ihres Unternehmens ein gutes Bild vom Lieferanten vor Ort machen. Passt die Qualität der Herstellung? Unter welchen Bedingungen wird das gewünschte Produkt gefertigt? Nehmen Sie den kompletten Produktionsprozess videotechnisch auf. Für eine anschließend stattfindende Kostenkalkulation sind Aufnahmen immer von Bedeutung und dienen als effektive Ergänzung zu Ihrem Auditbericht. Sollten Aufnahmen verboten sein, vereinbaren Sie eine Geheimhaltung per Vertrag bzw. weisen Sie höflich auf die Auditvorschriften Ihres Unternehmens hin.

Auditierung bei dem Sub-Lieferanten

Ihr Lieferant macht einen guten Eindruck? Besuchen Sie dennoch unbedingt seine Haupt- und Sub-Lieferanten. Die meisten chinesischen Hersteller beziehen ihre Waren von einem weiteren Lieferanten in der Nähe des Geschäftssitzes. Die wenigsten Unternehmen verfügen dabei über ein optimales Lieferantenentwicklungssystem. Der Besuch dieser Sub-Lieferanten muss spontan sein – ohne Vorankündigung. „Sonst wird immer ein Schein-Sub-Lieferant“ vorgestellt, so Chi Li. Fazit: Der Überraschungsmoment zählt!

Qualitätskontrolle

Jeder Arbeitsschritt sollte statt der QS-Unterlagen (QS: Qualitätssicherung) überprüft werden. Dabei ist es ratsam, sich vorab Gedanken über die Durchführung bzw. Organisation der QS zu machen. Soll per In-Process Quality Control (IPQC: Zufällige Prüfung jedes Arbeitsschrittes im Werk durch die werkseigene Qualiätssicherungsteam) oder per Werksselbstprüfung? Bei der Werksselbstprüfung kontrolliert der Mitarbeiter die von ihm produzierten Teile selber auf Fehler und veranlasst nach der vorliegenden Arbeits- und Prüfanweisungen die Freigabe für den Beginn des nächsten Arbeitsschrittes.

Li meint dazu: [...] „die Statistical Process Control (SPC: Statistische Prozessregelung) wird in China nicht richtig eingesetzt, stattdessen nutzt man gern die Werksselbstprüfung zur Sicherstellung der Produktionsqualität. Falls die SPC in der Praxis doch eingesetzt wird, sollten Sie auch genau überprüfen, wie diese umgesetzt wird. Die Rückverfolgbarkeit bei einer chine-sischen Fabrik ist kaum möglich.“

Abschied

Beim Abschied sollten Sie sich bei Ihrem Lieferanten für die herzliche Gastfreundschaft bedanken und den Ablauf der Auditierung loben. So steht einer erfolgreichen Lieferantensuche in China nichts mehr im Wege!

Quelle: Klöpfel Consulting

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