Brief an Suchende

Mühlhäuser Brief, 15.06.2013
Brief an Suchende (mit einem Link zu einem Gespräch über die Freimaurer)
Auf vielen Wegen suchen wir Menschen nach Orientierungspunkten für die Gestaltung unseres Lebens. So auch Wolfgang Amadeus Mozart, der in einem an die Wiener Freimaurerloge „Zur wahren Eintracht“ gerichteten Brief bekennt: “Von jeher war es einer meiner sehnlichsten Wünsche, mit Menschen in Verbindung zu treten, die in ihrem Bestreben das rühmliche Ziel ausgesteckt haben, an der Aufklärung und dem Wohl ihrer Mitmenschen zu arbeiten. Ich glaube, in der Freimaurerey diese besseren Menschen gefunden zu haben.”
Die Freimaurerei will, wie auch andere, ähnliche Organisationen, suchenden Menschen helfen, sich weiter zu vervollkommnen. Eine wichtige Rolle dabei spielen Rituale, die als Tempelarbeiten regelmäßig von den Brüdern einer Loge abgehalten werden. Zu den Symbolen in einem Freimaurertempel gehören unter anderem auch Säulen, die den Bau von Salomos Tempel, des Sitzes der Weisheit, sinnbildlich darstellen, ebenso wie ein steinerner Block, ein sogenannter „Rauer Stein“, der den Menschen symbolisiert und von jedem selbst durch unermüdliches „Behauen“ in eine immer vollkommenere Form gebracht werden muss, damit sich der nach Moralität Suchende in Selbsteinsicht und Selbsterkenntnis verbessern und so innere Zufriedenheit erlangen kann.
Des weiteren gehören die Bibel oder ein anderes auf moralisches Verhalten orientierendes Buch - als das „Licht über uns“ und Ausdruck des Glaubens an eine ethische Weltordnung -, das Winkelmaß mit seinem rechten Winkel - als Symbol des Rechts und des aufrechten, sittlichen Handelns - wie auch der Zirkel - als Kreis der Bruderschaft und des Dienstes an den Menschen zu den Symbolen der Freimaurer. Sie werden als die drei „Hauptlichter“ in den Ritualen der Freimaurer, als die festen Grundlagen der Toleranz, der Liebe, der Bruderschaft und der Humanität angesehen.
Der „Tempel der Humanität“, den Freimaurer anlässlich ihrer rituellen Arbeiten immer wieder symbolisch errichten, ruht auf drei Säulen, nämlich denen der „Weisheit“, der „Stärke“ und der „Schönheit“. Und es wird zu Beginn der feierlichen Zeremonien immer aufs Neue festgestellt: „Weisheit leite den Bau“, „Stärke führe ihn aus“ und „Schönheit vollende ihn!“
Solange wir leben, versuchen wir, unsere einmalige Existenz zu verlängern und die uns jeweils gegenwärtig gegebenen Möglichkeiten auszuschöpfen. Auf unserem Weg durchs Leben und durch unser alltägliches Suchen werden wir zu Persönlichkeiten, nehmen wir Gestalt an. Für sich allein kann ein Mensch das nicht bewältigen, wir brauchen Hilfe, Anleitung, Freundschaft und Liebe.
Genetisch und stammesgeschichtlich bestimmte Merkmale wie der aufrechte Gang, frei verwendbare Hände, merk- und assoziationsfähiges Großhirn, Sensibilität und Motorik, Selbst- und Arterhaltungstrieb, zur Lautbildung befähigter Kehlkopf und vieles andere ermöglichen uns Menschen zu denken, zu sprechen, erkennend zu reflektieren, Zusammenhänge zu sehen, Aktivitäten zu koordinieren, kameradschaftlich zusammenwirken oder uns über Problemlösungen auseinandersetzen und verständigen zu können. Kreativ sein zu wollen, ist uns Menschen durch unsere bio–psycho-sozialen Wesensmerkmalen gegeben. Der urwüchsige Willensakt zum kreativen Handeln könnte auch synonym als „Schöpfungswonne“ bezeichnet werden.
„Der edle Mensch sei hilfreich und gut! Unermüdlich schaff‘ er das Nützliche, Rechte, sei uns ein Vorbild jener geahneten Wesen“, sagt uns Johann Wolfgang von Goethe in seinem Gedicht DAS GÖTTLICHE. Der ideale, so selbstverständlich niemals als reales, individuelles Selbst existierende Mensch, also der, wie es Goethe sagt, edle Mensch, der uns “Vorbild jener geahneten Wesen” sei, wirkt aus transzendenter Dimensionslosigkeit kommend, bewusst freiwillig in raumzeitlich sich bewegender, objektiver Realität. Als nur in Gesellschaft mögliches, individuelles Wesen ist eine dauerhafte Existenz des Menschen allein in toleranter Mitmenschlichkeit gegeben, sich also in Richtung zu erstrebender Werte wie Gleichberechtigung, Liebe, Güte, Wohltätigkeit, Respekt, Solidarität, Veredlung, Nützlichkeit, Sittlichkeit, Produktivität, Vervollkommnung, Schönheit, Schöpfertum und Weisheit bewegend.
Goethe hat das in seinem Gedicht so ausgedrückt: „Nur allein der Mensch vermag das Unmögliche: Er unterdrücket, wählet und richtet; er kann dem Augenblick Dauer verleihen. Er allein darf den Guten lohnen, den Bösen strafen, heilen und retten, alles Irrende und Schweifende nützlich verbinden. Und wir verehren die Unsterblichen, als wären sie Menschen, täten im Großen, was der Beste im Kleinen tut oder möchte.“
Am Ende allen Schaffens bleiben Suchen, Sieg und Irr’n.
http://mephisto976.uni-leipzig.de/uploads/bme/20130612009.mp3

Mühlhäuser Brief, 15.06.2013
Brief an Suchende (mit einem Link zu einem Gespräch über die Freimaurer)
Auf vielen Wegen suchen wir Menschen nach Orientierungspunkten für die Gestaltung unseres Lebens. So auch Wolfgang Amadeus Mozart, der in einem an die Wiener Freimaurerloge „Zur wahren Eintracht“ gerichteten Brief bekennt: “Von jeher war es einer meiner sehnlichsten Wünsche, mit Menschen in Verbindung zu treten, die in ihrem Bestreben das rühmliche Ziel ausgesteckt haben, an der Aufklärung und dem Wohl ihrer Mitmenschen zu arbeiten. Ich glaube, in der Freimaurerey diese besseren Menschen gefunden zu haben.”
Die Freimaurerei will, wie auch andere, ähnliche Organisationen, suchenden Menschen helfen, sich weiter zu vervollkommnen. Eine wichtige Rolle dabei spielen Rituale, die als Tempelarbeiten regelmäßig von den Brüdern einer Loge abgehalten werden. Zu den Symbolen in einem Freimaurertempel gehören unter anderem auch Säulen, die den Bau von Salomos Tempel, des Sitzes der Weisheit, sinnbildlich darstellen, ebenso wie ein steinerner Block, ein sogenannter „Rauer Stein“, der den Menschen symbolisiert und von jedem selbst durch unermüdliches „Behauen“ in eine immer vollkommenere Form gebracht werden muss, damit sich der nach Moralität Suchende in Selbsteinsicht und Selbsterkenntnis verbessern und so innere Zufriedenheit erlangen kann.
Des weiteren gehören die Bibel oder ein anderes auf moralisches Verhalten orientierendes Buch - als das „Licht über uns“ und Ausdruck des Glaubens an eine ethische Weltordnung -, das Winkelmaß mit seinem rechten Winkel - als Symbol des Rechts und des aufrechten, sittlichen Handelns - wie auch der Zirkel - als Kreis der Bruderschaft und des Dienstes an den Menschen zu den Symbolen der Freimaurer. Sie werden als die drei „Hauptlichter“ in den Ritualen der Freimaurer, als die festen Grundlagen der Toleranz, der Liebe, der Bruderschaft und der Humanität angesehen.
Der „Tempel der Humanität“, den Freimaurer anlässlich ihrer rituellen Arbeiten immer wieder symbolisch errichten, ruht auf drei Säulen, nämlich denen der „Weisheit“, der „Stärke“ und der „Schönheit“. Und es wird zu Beginn der feierlichen Zeremonien immer aufs Neue festgestellt: „Weisheit leite den Bau“, „Stärke führe ihn aus“ und „Schönheit vollende ihn!“
Solange wir leben, versuchen wir, unsere einmalige Existenz zu verlängern und die uns jeweils gegenwärtig gegebenen Möglichkeiten auszuschöpfen. Auf unserem Weg durchs Leben und durch unser alltägliches Suchen werden wir zu Persönlichkeiten, nehmen wir Gestalt an. Für sich allein kann ein Mensch das nicht bewältigen, wir brauchen Hilfe, Anleitung, Freundschaft und Liebe.
Genetisch und stammesgeschichtlich bestimmte Merkmale wie der aufrechte Gang, frei verwendbare Hände, merk- und assoziationsfähiges Großhirn, Sensibilität und Motorik, Selbst- und Arterhaltungstrieb, zur Lautbildung befähigter Kehlkopf und vieles andere ermöglichen uns Menschen zu denken, zu sprechen, erkennend zu reflektieren, Zusammenhänge zu sehen, Aktivitäten zu koordinieren, kameradschaftlich zusammenwirken oder uns über Problemlösungen auseinandersetzen und verständigen zu können. Kreativ sein zu wollen, ist uns Menschen durch unsere bio–psycho-sozialen Wesensmerkmalen gegeben. Der urwüchsige Willensakt zum kreativen Handeln könnte auch synonym als „Schöpfungswonne“ bezeichnet werden.
„Der edle Mensch sei hilfreich und gut! Unermüdlich schaff‘ er das Nützliche, Rechte, sei uns ein Vorbild jener geahneten Wesen“, sagt uns Johann Wolfgang von Goethe in seinem Gedicht DAS GÖTTLICHE. Der ideale, so selbstverständlich niemals als reales, individuelles Selbst existierende Mensch, also der, wie es Goethe sagt, edle Mensch, der uns “Vorbild jener geahneten Wesen” sei, wirkt aus transzendenter Dimensionslosigkeit kommend, bewusst freiwillig in raumzeitlich sich bewegender, objektiver Realität. Als nur in Gesellschaft mögliches, individuelles Wesen ist eine dauerhafte Existenz des Menschen allein in toleranter Mitmenschlichkeit gegeben, sich also in Richtung zu erstrebender Werte wie Gleichberechtigung, Liebe, Güte, Wohltätigkeit, Respekt, Solidarität, Veredlung, Nützlichkeit, Sittlichkeit, Produktivität, Vervollkommnung, Schönheit, Schöpfertum und Weisheit bewegend.
Goethe hat das in seinem Gedicht so ausgedrückt: „Nur allein der Mensch vermag das Unmögliche: Er unterdrücket, wählet und richtet; er kann dem Augenblick Dauer verleihen. Er allein darf den Guten lohnen, den Bösen strafen, heilen und retten, alles Irrende und Schweifende nützlich verbinden. Und wir verehren die Unsterblichen, als wären sie Menschen, täten im Großen, was der Beste im Kleinen tut oder möchte.“
Am Ende allen Schaffens bleiben Suchen, Sieg und Irr’n.
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