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Schwäbische Zeitung: Ende einer Freundschaft / Alles ein Irrtum?

Datum: Montag, der 28. Oktober 2013 @ 21:57:15 Thema: Deutsche Politik Infos

Ravensburg (ots) - Es geht um mehr als um angezapfte Handys oder um NSA-Agenten in der US-Botschaft am Brandenburger Tor.

Mit dieser Kanzlerin (Angela Merkel) und diesem US-Präsidenten wirkt es, als sei die transatlantische Freundschaft beendet.

Natürlich sind wir weiter Verbündete, aber Freunde? Und tatsächlich sprechen fast nur noch die Deutschen von den amerikanischen Freunden, während die Amerikaner uns als Partner bezeichnen.

Ein Partner ist kein Freund, eher ein potenzieller Rivale, den es im Auge zu behalten gilt.

Die Amerikaner haben dieses Land, gemeinsam mit den Alliierten Frankreich, Großbritannien und der Sowjetunion, vom Faschismus befreit.

Sie haben in all den Jahren der transatlantischen Freundschaft in erster Linie darauf geachtet, dass Westdeutschland ein Bollwerk gegen den Kommunismus blieb, sie haben riesige Summen in den Wiederaufbau gesteckt.

Merkel und Obama fehlt die historische Erfahrung, was diese transatlantische Verbundenheit bedeutet. Natürlich bestimmt nicht persönliche Erfahrung allein das Wesen von Politik. Aber sie prägt sie.

Dass die Amerikaner Westdeutschland gegen die Sowjetunion schützten, brachte ein Sicherheitsgefühl, das Merkel so nicht wird nachempfinden können. Genauso wenig wie das Glück, ein Care-Paket aus Baltimore zu empfangen oder ein Austauschjahr als Schülerin in den USA zu verbringen.

Umgekehrt ist der amerikanische Junge, der heute US-Präsident ist, auf Hawaii aufgewachsen, er hat Jahre in Indonesien verbracht. Das transpazifische Verhältnis liegt ihm darum viel mehr am Herzen.

Ganz gleich, wie die Handy-Affäre ausgehen mag, es wird diesseits des Atlantiks das Gefühl bleiben, man sei ein irgendwie nützlicher, aber missachteter Juniorpartner, dessen Befindlichkeit für amerikanische Interessen unerheblich ist.

Und Amerikä Es wird weiter tun, was es für richtig hält, und sei es auch, dass die NSA das Handy einer Regierungschefin abhört, weil das dem Kampf gegen den Terror dienen soll.

Vielleicht war die Freundschaft ja nie eine. Alles ein Irrtum?

Pressekontakt:

Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de

Zitiert aus http://www.presseportal.de/pm/102275/2585910/schwaebische-zeitung-kommentar-ende-einer-freundschaft von Harald Hildebrandt, Autor siehe obiger Artikel.


Ravensburg (ots) - Es geht um mehr als um angezapfte Handys oder um NSA-Agenten in der US-Botschaft am Brandenburger Tor.

Mit dieser Kanzlerin (Angela Merkel) und diesem US-Präsidenten wirkt es, als sei die transatlantische Freundschaft beendet.

Natürlich sind wir weiter Verbündete, aber Freunde? Und tatsächlich sprechen fast nur noch die Deutschen von den amerikanischen Freunden, während die Amerikaner uns als Partner bezeichnen.

Ein Partner ist kein Freund, eher ein potenzieller Rivale, den es im Auge zu behalten gilt.

Die Amerikaner haben dieses Land, gemeinsam mit den Alliierten Frankreich, Großbritannien und der Sowjetunion, vom Faschismus befreit.

Sie haben in all den Jahren der transatlantischen Freundschaft in erster Linie darauf geachtet, dass Westdeutschland ein Bollwerk gegen den Kommunismus blieb, sie haben riesige Summen in den Wiederaufbau gesteckt.

Merkel und Obama fehlt die historische Erfahrung, was diese transatlantische Verbundenheit bedeutet. Natürlich bestimmt nicht persönliche Erfahrung allein das Wesen von Politik. Aber sie prägt sie.

Dass die Amerikaner Westdeutschland gegen die Sowjetunion schützten, brachte ein Sicherheitsgefühl, das Merkel so nicht wird nachempfinden können. Genauso wenig wie das Glück, ein Care-Paket aus Baltimore zu empfangen oder ein Austauschjahr als Schülerin in den USA zu verbringen.

Umgekehrt ist der amerikanische Junge, der heute US-Präsident ist, auf Hawaii aufgewachsen, er hat Jahre in Indonesien verbracht. Das transpazifische Verhältnis liegt ihm darum viel mehr am Herzen.

Ganz gleich, wie die Handy-Affäre ausgehen mag, es wird diesseits des Atlantiks das Gefühl bleiben, man sei ein irgendwie nützlicher, aber missachteter Juniorpartner, dessen Befindlichkeit für amerikanische Interessen unerheblich ist.

Und Amerikä Es wird weiter tun, was es für richtig hält, und sei es auch, dass die NSA das Handy einer Regierungschefin abhört, weil das dem Kampf gegen den Terror dienen soll.

Vielleicht war die Freundschaft ja nie eine. Alles ein Irrtum?

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Schwäbische Zeitung
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Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de

Zitiert aus http://www.presseportal.de/pm/102275/2585910/schwaebische-zeitung-kommentar-ende-einer-freundschaft von Harald Hildebrandt, Autor siehe obiger Artikel.






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