News zum Deutschen Bundestag ! Bundestag News & Infos zu EU (Europäische Union) / Europa! Europa / EU News & Infos zu Großbritannien ! GB News & Infos zu Frankreich ! Frankreich News & Infos zu Russland ! Russland News zur Ukraine ! Ukraine News & Infos zu den USA ! USA News & Infos zu China ! China News & Infos zu Korea ! Korea News & Infos zum Iran ! Iran Alle News bei Deutsche Politik News ! Alle News

 Aktuell Informativ Unabhängig: Deutsche-Politik-News.de 

Suche auf D-P-N.de:  
   
  Schlagzeilen, News, Hintergründe & Fakten - nicht nur im Mainstream / Infos & Meinungen zu Politik, Wirtschaft & Kultur!
 Home  Anmelden/Einloggen  DPN-Aktuell DPN-Exklusiv Kolumne Fakten Themen Skandale Top-News Neueste Videos

Deutsche Politik News und Infos: Nachrichten @ Deutsche-Politik-News.de !

Falsche Prioritätensetzung ist eine ständige Gefahr:
 Deutsche-Politik-News.de ! Top News: Stefan Kaufmann, Soziologe &Sicherheitsexperte, über den Versuch, sich vom Terror nicht erschüttern zu lassen: Die Herrschaft des Schreckens!

Veröffentlicht am Samstag, dem 02. April 2016 @ 14:01:43 auf Deutsche-Politik-News.de

(689 Leser, 0 Kommentare, 0 Bewertungen, Durchschnittsbewertung: 0,00)



Deutsche-Politik-News.de |
Stefan Kaufmann zum Versuch, sich vom Terror nicht erschüttern zu lassen:

Lüneburg (ots) - In Drohbotschaften kündigt der Islamische Staat weitere Terroranschläge im Westen an, auch in Deutschland.

Was hilft? Mehr Überwachungskameras? Mehr Sozialarbeiter?

Mehr Gelassenheit, meint der Freiburger Sicherheitsexperte Prof. Stefan Kaufmann. Die Wahrscheinlichkeit, beim Hausputz zu sterben ist weitaus höher als bei einem Anschlag.

Der Arabische Frühling endete im Desaster: Staaten zerfallen, alte Rechnungen werden beglichen. Muss sich der Westen auf eine Ära islamistischen Terrors einstellen?

Prof. Dr. Stefan Kaufmann: Das ist schwer abzuschätzen. Klar feststellbar ist zumindest global eine Zunahme islamistischer Gewalt, weniger in Europa, auch wenn uns das nach den jüngsten spektakulären Anschlägen anders vorkommt.

Nach dem Zerfall der Regime in arabischen Ländern wird besonders diese Region von blutigen Terroranschlägen erschüttert. Das bedeutet aber nicht, dass wir den derzeitigen Trend umstandslos in die Zukunft weiterschreiben können.

Wenn Islamisten im Westen zuschlagen, sind oft Flughäfen und Bahnhöfe das Ziel. Ist dies ein fernes Echo des Luftkriegs in den Weltkriegen, als auch gezielt die Infrastruktur ins Visier genommen wurde?

Prof. Kaufmann: Ja, das kann man so sehen. Der grundlegende Gedanke dahinter ist, die grundlegenden Pfeiler der Gesellschaften ins Wanken zu bringen; das, was den Reichtum des modernen Lebens produziert.

Dieser Gedanke wurde erstmals systematisch in den Luftkriegstheorien nach dem Ersten Weltkrieg entwickelt. Damals reifte die Erkenntnis, dass die militärische Kraft von Staaten nichts anderes ist als deren in Waffen umgewidmete ökonomische Potenz.

Greift man die Infrastruktur an, schwächt man diese Staaten.

In den Jahren des RAF-Terrors sollten Goldfische in den Wasserwerken mögliche Giftanschläge anzeigen. Wird die deutsche Gesellschaft ähnlich hysterisch reagieren oder so gelassen wie die Briten nach den U-Bahn-Anschlägen?

Prof. Kaufmann: Zwar wird auf Sicherheit mehr Wert legt, aber bis jetzt kann ich im internationalen Vergleich keinerlei hysterische Überreaktionen in Deutschland erkennen.

In den 90er-Jahren wurde der Begriff "kritische Infrastruktur" geprägt, womit all die Versorgungssysteme umfasst werden, die die "Lebensadern" moderner Gesellschaften darstellen und sie deshalb anfällig machen: Energie, Informationen, Transport.

Die hochgradige Vernetzung dieser Systeme erhöht noch deren Anfälligkeit. Und nicht nur bei Anschlägen, sondern auch bei Unfällen oder Naturkatastrophen.

Auf solche Formen von Verletzbarkeit kann unterschiedlich reagiert werden.

Eine Form ist die, stärker auf dezentrale Systeme zu setzen, bei denen Ausfälle - etwa bei der Stromversorgung - ein geringeres Schadensmaß annehmen.

Eine andere Form besteht darin, an Kontroll- und Detektionstechnologien zu arbeiten, um Schadensentstehungen zu verhindern oder um möglichst schnell intervenieren zu können.

Dazu zählen die Goldfische. Die schwammen schon vor den bleiernen Jahren in den Wasserwerken und sind teils immer noch im Einsatz. Zunehmend aber werden sie durch eine technologische Detektion von Schadstoffen ersetzt.

Lassen sich die weichen Ziele nach dem Vorbild Israels technisch so aufrüsten und abhärten, dass ein Mehr an Sicherheit entsteht?

Prof. Kaufmann: Nur bedingt. Flughäfen lassen sich effektiv mit Technologien schützen, die Sprengstoffe aufspüren oder durch automatisierte Überwachung und Mustererkennung Personen ausmachen, die sich auffällig verhalten.

Aber die Grenzen sind ebenfalls sichtbar: Zwar ist es schwierig, eine Bombe an Bord eines Jets zu bringen, doch die Flughalle lässt sich noch nicht sichern.

In Frankreich könnte auch der Personenverkehr mit dem TGV entsprechend überwacht werden, bei der deutschen Bahn ist es angesichts der Zug-Taktung und der Passagierdichte dagegen unmöglich.

Es wird versucht, durch technische Entwicklung - etwa der Ferndetektion von Sprengstoffen - aufzurüsten, aber vieles scheint noch eher "Science fiction" als praktikabel zu sein. Überdies dürfte die Präventivwirkung begrenzt bleiben.

Wie hoch wäre der gesellschaftliche Preis für Sicherheitskameras und Sicherheitsschleusen an jeder Ecke?

Prof. Kaufmann: Der Preis wäre immens. Beim so genannten Prescreening von Fluggästen etwa werden deren Reisedaten gesammelt und ausgewertet - einschließlich ihrer Mahlzeiten.

Das ist mit der Vorstellung von Privatheit in Deutschland ebenso wenig zu vereinbaren, wie die Allgegenwart von Kameras im öffentlichen Raum.

Das ist in Großbritannien und den USA anders. Hierzulande erwartet der Bürger - auch vor dem Hintergrund der historischen Erfahrungen -, dass er sich im öffentlichen Raum anonym bewegt.

Je mehr Überwachungskameras das Erstellen persönlicher Bewegungsprofile ermöglichen, desto stärker wird das Recht auf Anonymität verletzt.

Viele Menschen glauben, so lange sie nichts Verbotenes tun, brauche sie das nicht zu interessieren.

Doch wir haben ja in unserer europäischen Nachbarschaft gesehen, wie schnell die Regierungsgewalt von einem autoritären Regime ausgeübt werden kann.

Auch in Demokratien können derartige Daten in hochproblematischen Kontexten verwendet werden. Es sind ja zahlreiche Beispiele aus den USA bekannt, bei denen offenkundig unschuldige Bürger sich auf no-flight-Listen wiederfanden.

Wäre das dafür benötigte Geld besser in Programmen angelegt, die die Radikalisierung abgehängter Jugendlicher verhindern?

Prof. Kaufmann: Das ist ein großer Streitpunkt. Im wesentlichen gibt es zwei Möglichkeiten der Prävention. Das eine ist situationsbestimmte Prävention, mit der versucht wird, Orte zu kontrollieren. Die andere Variante ist, potenzielle Täter zu beeinflussen.

Beide Konzepte können verknüpft werden. Aber wird der Schwerpunkt zu stark auf die technische Prävention gelegt, kann sich dies kontraproduktiv auswirken.

Wer beispielsweise definierte Gefährdergruppen verstärkt überwacht, kann sich selbst der Möglichkeit berauben, auf anderen Wegen auf sie einzuwirken.

Wer sich diskriminiert und stigmatisiert fühlt, weil er ständig wegen seines Aussehens oder seiner Religion von der Polizei kontrolliert wird, wird möglicherweise eher Gründe sehen, sich zu radikalisieren.

Wird das eigentliche Ziel von Sicherheitspolitik, Gefahren abzuwenden, aus dem Auge verloren, wenn man sich nur noch bemüht, Systeme robuster zu machen?

Prof. Kaufmann: Falsche Prioritätensetzung ist eine ständige Gefahr.

So werden im EU-Programm für Sicherheitsforschung über einen Zeitraum von zwölf Jahren bis 2019 rund drei Milliarden Euro weitestgehend für Technologieentwicklungen ausgeschüttet.

Dergestaltet werden wissenschaftliche, finanzielle und politische Ressourcen gebunden und das andere Bein der Prävention vernachlässigt.

Ist die bessere, länderübergreifende Vernetzung von Polizei und Geheimdiensten ein Fortschritt in der Terrorbekämpfung, der durch den Nachteil eingeschränkter Freiheit erkauft wird?

Prof. Kaufmann: Das ist möglich. So behauptete Innenminister de Maizière, dass der Datenschutz den Erfordernissen der Terrorbekämpfung im Wege stehen würde.

Dabei scheint es etwa im Vorfeld der Brüsseler Anschläge bei der konkreten Polizeiarbeit weder an Daten noch an rechtlichen Mitteln gefehlt zu haben, um die Terroristen zu stoppen, sondern schlicht an mangelnder Kompetenz.

Rein formal ist die technische Vernetzung der Behörden auch international weit gediehen. Praktische Defizite können aber sehr vielfältige Gründe haben: Kompetenzgerangel zwischen Behörden, technische Defizite oder auch personelle Unzulänglichkeiten.

Andererseits wären aber Bürgerrechte ganz sicher in Gefahr, wenn umstandslos alle Geheimdienstdaten oder Polizeidaten weitergereicht würden.

Auch innerhalb der EU haben sich wenig vertrauenswürdige autoritäre Regimes etabliert.

Überdies ist auch Korruption in Sicherheitsbehörden ein Problem - auch wenn dies vielleicht weniger den Bereich Terrorismus als den der organisierten Kriminalität betrifft.

Wie groß ist die Gefahr, dass sich das Wertesystem einer Demokratie unter Druck verschiebt?

Prof. Kaufmann: In dieser Gefahr schwebt eine Demokratie ständig. Die Arbeit an demokratischen und rechtsstaatlichen Prinzipien muss permanent erfolgen.

Es ist mitnichten so, dass alles seinen zivilen, automatischen Gang geht, wenn man einmal einen gewissen Besitzstand freiheitlicher Errungenschaften aufgebaut hat. W

ir Soziologen haben in Umfragen bereits seit Jahren ein hohes Potenzial an autoritären, fremdenfeindlichen, antisemitischen und islamophoben Einstellungen ermittelt.

Während diese sich aber über Jahrzehnte kaum in öffentlicher Politik äußerten, finden sie nun in der aktuellen Situation im Aufstieg rechtspopulistischer Bewegungen ihren Ausdruck.

So schnell wie dieser Rechtspopulismus hochkam, kann er auch wieder verschwinden. Muss er aber nicht, wie ein Blick auf viele Nachbarländer lehrt.

Angesichts Ihrer permanenten Beschäftigung mit Sicherheitslücken: Meiden Sie Massenveranstaltungen oder Flüge?

Prof. Kaufmann: Nein, auf gar keinen Fall. Letztendlich hat man als Soziologe auch immer seine Statistik zur Hand, nach der die Wahrscheinlichkeit, bei Terroranschlägen ums Leben zu kommen, gegen Null tendiert.

Die weitaus größere Gefahr sind Unfälle im Verkehr oder - noch mal gesteigert - Unfälle im Haushalt.

Das Interview führte

Joachim Zießler

Pressekontakt:

Landeszeitung Lüneburg
Werner Kolbe
Telefon: +49 (04131) 740-282
werner.kolbe@landeszeitung.de

Zitiert aus http://www.presseportal.de/pm/65442/3290091, Autor siehe obiger Artikel.

Veröffentlicht / Zitiert von » PressePortal.de « auf / über http://www.deutsche-politik-news.de - aktuelle News, Infos, PresseMitteilungen & Artikel!



Stefan Kaufmann zum Versuch, sich vom Terror nicht erschüttern zu lassen:

Lüneburg (ots) - In Drohbotschaften kündigt der Islamische Staat weitere Terroranschläge im Westen an, auch in Deutschland.

Was hilft? Mehr Überwachungskameras? Mehr Sozialarbeiter?

Mehr Gelassenheit, meint der Freiburger Sicherheitsexperte Prof. Stefan Kaufmann. Die Wahrscheinlichkeit, beim Hausputz zu sterben ist weitaus höher als bei einem Anschlag.

Der Arabische Frühling endete im Desaster: Staaten zerfallen, alte Rechnungen werden beglichen. Muss sich der Westen auf eine Ära islamistischen Terrors einstellen?

Prof. Dr. Stefan Kaufmann: Das ist schwer abzuschätzen. Klar feststellbar ist zumindest global eine Zunahme islamistischer Gewalt, weniger in Europa, auch wenn uns das nach den jüngsten spektakulären Anschlägen anders vorkommt.

Nach dem Zerfall der Regime in arabischen Ländern wird besonders diese Region von blutigen Terroranschlägen erschüttert. Das bedeutet aber nicht, dass wir den derzeitigen Trend umstandslos in die Zukunft weiterschreiben können.

Wenn Islamisten im Westen zuschlagen, sind oft Flughäfen und Bahnhöfe das Ziel. Ist dies ein fernes Echo des Luftkriegs in den Weltkriegen, als auch gezielt die Infrastruktur ins Visier genommen wurde?

Prof. Kaufmann: Ja, das kann man so sehen. Der grundlegende Gedanke dahinter ist, die grundlegenden Pfeiler der Gesellschaften ins Wanken zu bringen; das, was den Reichtum des modernen Lebens produziert.

Dieser Gedanke wurde erstmals systematisch in den Luftkriegstheorien nach dem Ersten Weltkrieg entwickelt. Damals reifte die Erkenntnis, dass die militärische Kraft von Staaten nichts anderes ist als deren in Waffen umgewidmete ökonomische Potenz.

Greift man die Infrastruktur an, schwächt man diese Staaten.

In den Jahren des RAF-Terrors sollten Goldfische in den Wasserwerken mögliche Giftanschläge anzeigen. Wird die deutsche Gesellschaft ähnlich hysterisch reagieren oder so gelassen wie die Briten nach den U-Bahn-Anschlägen?

Prof. Kaufmann: Zwar wird auf Sicherheit mehr Wert legt, aber bis jetzt kann ich im internationalen Vergleich keinerlei hysterische Überreaktionen in Deutschland erkennen.

In den 90er-Jahren wurde der Begriff "kritische Infrastruktur" geprägt, womit all die Versorgungssysteme umfasst werden, die die "Lebensadern" moderner Gesellschaften darstellen und sie deshalb anfällig machen: Energie, Informationen, Transport.

Die hochgradige Vernetzung dieser Systeme erhöht noch deren Anfälligkeit. Und nicht nur bei Anschlägen, sondern auch bei Unfällen oder Naturkatastrophen.

Auf solche Formen von Verletzbarkeit kann unterschiedlich reagiert werden.

Eine Form ist die, stärker auf dezentrale Systeme zu setzen, bei denen Ausfälle - etwa bei der Stromversorgung - ein geringeres Schadensmaß annehmen.

Eine andere Form besteht darin, an Kontroll- und Detektionstechnologien zu arbeiten, um Schadensentstehungen zu verhindern oder um möglichst schnell intervenieren zu können.

Dazu zählen die Goldfische. Die schwammen schon vor den bleiernen Jahren in den Wasserwerken und sind teils immer noch im Einsatz. Zunehmend aber werden sie durch eine technologische Detektion von Schadstoffen ersetzt.

Lassen sich die weichen Ziele nach dem Vorbild Israels technisch so aufrüsten und abhärten, dass ein Mehr an Sicherheit entsteht?

Prof. Kaufmann: Nur bedingt. Flughäfen lassen sich effektiv mit Technologien schützen, die Sprengstoffe aufspüren oder durch automatisierte Überwachung und Mustererkennung Personen ausmachen, die sich auffällig verhalten.

Aber die Grenzen sind ebenfalls sichtbar: Zwar ist es schwierig, eine Bombe an Bord eines Jets zu bringen, doch die Flughalle lässt sich noch nicht sichern.

In Frankreich könnte auch der Personenverkehr mit dem TGV entsprechend überwacht werden, bei der deutschen Bahn ist es angesichts der Zug-Taktung und der Passagierdichte dagegen unmöglich.

Es wird versucht, durch technische Entwicklung - etwa der Ferndetektion von Sprengstoffen - aufzurüsten, aber vieles scheint noch eher "Science fiction" als praktikabel zu sein. Überdies dürfte die Präventivwirkung begrenzt bleiben.

Wie hoch wäre der gesellschaftliche Preis für Sicherheitskameras und Sicherheitsschleusen an jeder Ecke?

Prof. Kaufmann: Der Preis wäre immens. Beim so genannten Prescreening von Fluggästen etwa werden deren Reisedaten gesammelt und ausgewertet - einschließlich ihrer Mahlzeiten.

Das ist mit der Vorstellung von Privatheit in Deutschland ebenso wenig zu vereinbaren, wie die Allgegenwart von Kameras im öffentlichen Raum.

Das ist in Großbritannien und den USA anders. Hierzulande erwartet der Bürger - auch vor dem Hintergrund der historischen Erfahrungen -, dass er sich im öffentlichen Raum anonym bewegt.

Je mehr Überwachungskameras das Erstellen persönlicher Bewegungsprofile ermöglichen, desto stärker wird das Recht auf Anonymität verletzt.

Viele Menschen glauben, so lange sie nichts Verbotenes tun, brauche sie das nicht zu interessieren.

Doch wir haben ja in unserer europäischen Nachbarschaft gesehen, wie schnell die Regierungsgewalt von einem autoritären Regime ausgeübt werden kann.

Auch in Demokratien können derartige Daten in hochproblematischen Kontexten verwendet werden. Es sind ja zahlreiche Beispiele aus den USA bekannt, bei denen offenkundig unschuldige Bürger sich auf no-flight-Listen wiederfanden.

Wäre das dafür benötigte Geld besser in Programmen angelegt, die die Radikalisierung abgehängter Jugendlicher verhindern?

Prof. Kaufmann: Das ist ein großer Streitpunkt. Im wesentlichen gibt es zwei Möglichkeiten der Prävention. Das eine ist situationsbestimmte Prävention, mit der versucht wird, Orte zu kontrollieren. Die andere Variante ist, potenzielle Täter zu beeinflussen.

Beide Konzepte können verknüpft werden. Aber wird der Schwerpunkt zu stark auf die technische Prävention gelegt, kann sich dies kontraproduktiv auswirken.

Wer beispielsweise definierte Gefährdergruppen verstärkt überwacht, kann sich selbst der Möglichkeit berauben, auf anderen Wegen auf sie einzuwirken.

Wer sich diskriminiert und stigmatisiert fühlt, weil er ständig wegen seines Aussehens oder seiner Religion von der Polizei kontrolliert wird, wird möglicherweise eher Gründe sehen, sich zu radikalisieren.

Wird das eigentliche Ziel von Sicherheitspolitik, Gefahren abzuwenden, aus dem Auge verloren, wenn man sich nur noch bemüht, Systeme robuster zu machen?

Prof. Kaufmann: Falsche Prioritätensetzung ist eine ständige Gefahr.

So werden im EU-Programm für Sicherheitsforschung über einen Zeitraum von zwölf Jahren bis 2019 rund drei Milliarden Euro weitestgehend für Technologieentwicklungen ausgeschüttet.

Dergestaltet werden wissenschaftliche, finanzielle und politische Ressourcen gebunden und das andere Bein der Prävention vernachlässigt.

Ist die bessere, länderübergreifende Vernetzung von Polizei und Geheimdiensten ein Fortschritt in der Terrorbekämpfung, der durch den Nachteil eingeschränkter Freiheit erkauft wird?

Prof. Kaufmann: Das ist möglich. So behauptete Innenminister de Maizière, dass der Datenschutz den Erfordernissen der Terrorbekämpfung im Wege stehen würde.

Dabei scheint es etwa im Vorfeld der Brüsseler Anschläge bei der konkreten Polizeiarbeit weder an Daten noch an rechtlichen Mitteln gefehlt zu haben, um die Terroristen zu stoppen, sondern schlicht an mangelnder Kompetenz.

Rein formal ist die technische Vernetzung der Behörden auch international weit gediehen. Praktische Defizite können aber sehr vielfältige Gründe haben: Kompetenzgerangel zwischen Behörden, technische Defizite oder auch personelle Unzulänglichkeiten.

Andererseits wären aber Bürgerrechte ganz sicher in Gefahr, wenn umstandslos alle Geheimdienstdaten oder Polizeidaten weitergereicht würden.

Auch innerhalb der EU haben sich wenig vertrauenswürdige autoritäre Regimes etabliert.

Überdies ist auch Korruption in Sicherheitsbehörden ein Problem - auch wenn dies vielleicht weniger den Bereich Terrorismus als den der organisierten Kriminalität betrifft.

Wie groß ist die Gefahr, dass sich das Wertesystem einer Demokratie unter Druck verschiebt?

Prof. Kaufmann: In dieser Gefahr schwebt eine Demokratie ständig. Die Arbeit an demokratischen und rechtsstaatlichen Prinzipien muss permanent erfolgen.

Es ist mitnichten so, dass alles seinen zivilen, automatischen Gang geht, wenn man einmal einen gewissen Besitzstand freiheitlicher Errungenschaften aufgebaut hat. W

ir Soziologen haben in Umfragen bereits seit Jahren ein hohes Potenzial an autoritären, fremdenfeindlichen, antisemitischen und islamophoben Einstellungen ermittelt.

Während diese sich aber über Jahrzehnte kaum in öffentlicher Politik äußerten, finden sie nun in der aktuellen Situation im Aufstieg rechtspopulistischer Bewegungen ihren Ausdruck.

So schnell wie dieser Rechtspopulismus hochkam, kann er auch wieder verschwinden. Muss er aber nicht, wie ein Blick auf viele Nachbarländer lehrt.

Angesichts Ihrer permanenten Beschäftigung mit Sicherheitslücken: Meiden Sie Massenveranstaltungen oder Flüge?

Prof. Kaufmann: Nein, auf gar keinen Fall. Letztendlich hat man als Soziologe auch immer seine Statistik zur Hand, nach der die Wahrscheinlichkeit, bei Terroranschlägen ums Leben zu kommen, gegen Null tendiert.

Die weitaus größere Gefahr sind Unfälle im Verkehr oder - noch mal gesteigert - Unfälle im Haushalt.

Das Interview führte

Joachim Zießler

Pressekontakt:

Landeszeitung Lüneburg
Werner Kolbe
Telefon: +49 (04131) 740-282
werner.kolbe@landeszeitung.de

Zitiert aus http://www.presseportal.de/pm/65442/3290091, Autor siehe obiger Artikel.

Veröffentlicht / Zitiert von » PressePortal.de « auf / über http://www.deutsche-politik-news.de - aktuelle News, Infos, PresseMitteilungen & Artikel!


Artikel-Titel: Top News: Stefan Kaufmann, Soziologe &Sicherheitsexperte, über den Versuch, sich vom Terror nicht erschüttern zu lassen: Die Herrschaft des Schreckens!

Für die Inhalte dieser Veröffentlichung ist nicht Deutsche-Politik-News.de als News-Portal sondern ausschließlich der Autor (PressePortal.de) verantwortlich (siehe AGB). Haftungsausschluss: Deutsche-Politik-News.de distanziert sich von dem Inhalt dieser Veröffentlichung (News / Pressemitteilung inklusive etwaiger Bilder) und macht sich diesen demzufolge auch nicht zu Eigen!

"Top News: Stefan Kaufmann, Soziologe &Sicherheitsexperte, über den Versuch, sich vom Terror nicht erschüttern zu lassen: Die Herrschaft des Schreckens!" | Anmelden oder Einloggen | 0 Kommentare
Grenze
Für den Inhalt der Kommentare sind die Verfasser verantwortlich.

Keine anonymen Kommentare möglich, bitte zuerst einloggen oder anmelden


Diese Web-Videos bei Deutsche-Politik-News.de könnten Sie auch interessieren:

Großbritannien: Johnson verspricht den Brexit bis O ...

Großbritannien: Johnson verspricht den Brexit bis O ...
Spanien: Plädoyers im Madrider Separatistenprozess

Spanien: Plädoyers im Madrider Separatistenprozess
Russland: Fall Golunow - Putin feuert 2 Polizei-Gen ...

Russland: Fall Golunow - Putin feuert 2 Polizei-Gen ...

Alle Web-Video-Links bei Deutsche-Politik-News.de: Deutsche-Politik-News.de Web-Video-Verzeichnis


Diese Fotos bei Deutsche-Politik-News.de könnten Sie auch interessieren:

Hamburg-Parkfriedhof-Ohlsdorf-2015-150406 ...

Bundesligafussball-Mainz-05-Werder Bremen ...

Deutschland-MVP-Schloss-Schwerin-2015-150 ...


Alle Fotos in der Foto-Galerie von Deutsche-Politik-News.de: Deutsche-Politik-News.de Foto - Galerie

Diese Testberichte bei Deutsche-Politik-News.de könnten Sie auch interessieren:

 Wernesgrüner Pils Zu DDR Zeiten eines der Biere die man nur mit Beziehungen bekam. Und ich muss sagen es war damals ein Spitzenbier. Mir hat es besser geschmeckt als Radeberger und das sage ich als ... (dietrich david, 05.2.2014)

Diese News bei Deutsche-Politik-News.de könnten Sie auch interessieren:

 Man kann nicht nicht kommunizieren - reloaded (PR-Gateway, 26.04.2024)
Warum ein Gesprächsraum nicht allein der Interpretation überlassen werden sollte

Im Grunde können alle mitreden, wenn man über Kommunikation diskutiert. Allein schon die Tatsache, dass man mitredet, zeigt, dass man bereits kommuniziert. Kaum eine Aus- oder Weiterbildung, kaum ein Fachartikel oder Standartwerk, kaum ein Seminar oder Vortrag kommt ohne Paul Watzlawicks These "Man kann nicht nicht kommunizieren" aus. Doch hat das in unserer heutigen Businesswelt überhaupt noch eine Relev ...

 Controlware erhält erneut die \'\'Great Place to Work\'\'-Auszeichnungen \'\'Beste Arbeitgeber ITK\'\' und \'\'Beste Arbeitgeber Hessen\'\' (PR-Gateway, 26.04.2024)


Dietzenbach, 24. April 2024 - Controlware wurde durch das internationale Forschungs- und Beratungsinstitut "Great Place to Work" auch 2024 mit den renommierten Qualitätssiegeln "Beste Arbeitgeber ITK" und "Beste Arbeitgeber Hessen" ausgezeichnet.



Die Vergabe des "Great Place to Work"-Siegels basiert auf anonymen und repräsentativen Befragungen der Mitarbeitenden und des Managements der teilnehmenden Unternehmen. Die Ergebnisse dieser Befragungen werden im Verhältni ...

 Stefan Gaetano Ala: Das Leitprinzip der APOLONIA Gruppe und sein Einfluss auf den Immobilienmarkt (PR-Gateway, 26.04.2024)
Stefan Gaetano Ala projektiert die APOLONIA Gruppe mit dem Ziel, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.

Stefan Gaetano Ala verbindet soziale Verantwortung mit unternehmerischem Denken in seiner Rolle als Projektleiter gemeinsam. Sein ambitioniertes Ziel ist es, ohne Einbußen an Komfort, bezahlbaren Wohn- und Gewerberaum zu schaffen. Mit einem klaren Blick auf die Bedürfnisse der Menschen will Stefan Ala durch innovative und nachhaltig ...

 E-Rechnungs-Gipfel in Berlin: Countdown zur obligatorischen E-Rechnung (PR-Gateway, 23.04.2024)


Kreuzlingen, April 2024 - Im 10. Jahr des E-Rechnungs-Gipfels ist es so weit: Die verpflichtende E-Rechnung für den B2B Bereich wird zum 1. Januar 2025 eingeführt. Es hat sich ein politischer Grundkonsens entwickelt, dass Deutschland in diesem Digitalisierungs-Feld mit den Nachbarländern mithalten sollte.



Die Formate und die übrigen Rahmenbedingungen sind nun klar und es kann mit der Umsetzung begonnen werden. Denn allein die Vorteile der Automatisierung des Beste ...

 Goldpreis erreicht 2.400$ - Neuer 321% Gold Hot Stock mit 419 Mio. $ Gold-Lagerstätte und riesigem Moly-Vorkommen. Neuer 321% Gold Hot Stock nach 1.359% mit Barrick Gold Corporation ($GOLD), 1.563% mit Franco-Neva (PR-Gateway, 22.04.2024)


Goldpreis erreicht 2.400$ - Neuer 321% Gold Hot Stock. Mit 419 Mio. $ Gold-Lagerstätte und riesigem Moly-Vorkommen



22.04.24 08:18

AC Research



Vancouver ( www.aktiencheck.de , Anzeige)

https://www.irw-press.at/prcom/images/messages/2024/74310/AC-220424-2.001.png



...

 Neue Ära der Personalvermittlung: (PR-Gateway, 22.04.2024)
beluforce definiert die Suche nach Spitzenpersonal in der Immobilienbranche neu

In der dynamischen Welt der Immobilienbranche, in der die Qualität des Personals oft den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg bedeutet, setzt die beluforce Personalvermittlung neue Maßstäbe. Durch den ausschließlichen Einsatz von Direct Search und erstklassigem Recruiting hat beluforce bewiesen, dass es möglich ist, genau die Talente zu finden und zu fördern, die Unternehmen zum Wachsen bringen. Eind ...

 KI-Aktie wird zum Dr. Google-Killer - Neuer 307% AI Hot Stock nach 215.872% mit Microsoft ($MSFT) und 278.417% mit NVIDIA ($NVDA) (PR-Gateway, 22.04.2024)


KI-Aktie wird zum Dr. Google-Killer - Neuer 307% AI Hot Stock nach 215872% mit Microsoft ($MSFT) und 278.417% mit NVIDIA



22.04.24 08:02

AC Research



Vancouver ( www.aktiencheck.de , Anzeige)

https://www.irw-press.at/prcom/images/messages/2024/74306/AC-2204-24.001.png


< ...

 \'\'Wahre Freundschaft - ein sicherer Hafen in stürmischen Zeiten\'\' (PR-Gateway, 22.04.2024)
100 hessische Schülerinnen und Schüler wurden im Museum Wiesbaden für ihre Briefe zum Thema Freundschaft im Rahmen des 6. Schülerschreibwettbewerbs der Stiftung Handschrift von Kultusminister Armin Schwarz ausgezeichnet.

Wiesbaden (hds).- "Freundschaft bedeutet Zusammenhalt, jemandem vertrauen und sich gegenseitig unterstützen", schreibt Nele aus Gladenbach in ihrem Brief. "Echte Freundschaft bedeutet für mich auch, dass wir einander so akzeptieren, wie wir sind", meint Firdevs aus Ha ...

 COMPUTER VISION - DIE KI-SCHLÜSSELTECHNOLOGIE FÜR ERHÖHTE PRODUKTIVITÄT IN 2024 (PR-Gateway, 18.04.2024)
Eine aktuelle Studie zeigt, dass Befragte innerhalb der nächsten drei Jahre mit einer Produktivitätssteigerung von durchschnittlich 42 Prozent durch Computer Vision rechnen können.

Ein Mangel an Fähigkeiten und internem Wissen können den Einsatz der Technologie jedoch hemmen.



München, Deutschland. 18. April 2024 - Der Einsatz von Computer-Vision-Technologie, die auf KI basiert, nimmt deutlich Fahrt auf und wird die Produktivität in zahlreichen Branchen steigern. Die ...

 Tierheim Tierfutter hat schon 1.951.844 Näpfe gefüllt (PR-Gateway, 18.04.2024)
Dramatische Situation in den Tierheimen!

TIERHEIM TIERFUTTER

Dramatische Situation in den Tierheimen und Tierschutzorganisationen in Europa.

Tötungsstationen sind Allgegenwärtig und der Hunger groß



Der Gründer und Inhaber von Tierheim Tierfutter Herr Stefan Haid berichtet:

Uns war schon immer klar, dass es die Straßenhunde im Ausland sehr schwer haben. Als jedoch vor kurzer Zeit ein Unternehmer mit der Frage, ob er über uns Tierfutter für ...

Werbung bei Deutsche-Politik-News.de:



Stefan Kaufmann, Soziologe &Sicherheitsexperte, über den Versuch, sich vom Terror nicht erschüttern zu lassen: Die Herrschaft des Schreckens!

 
Deutsche Politik News @ Deutsche-Politik-News.de ! Möglichkeiten

Druckbare Version  Druckbare Version

Diesen Artikel an einen Freund senden  Diesen Artikel an einen Freund senden

Deutsche Politik News @ Deutsche-Politik-News.de ! Artikel Bewertung
durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht



Deutsche Politik News @ Deutsche-Politik-News.de ! Deutsche-Politik-News.de Spende

Spende für Deutsche-Politik-News.de und weitere Webprojekte von Dr. Harald Hildebrandt

Spende für Deutsche-Politik-News.de und weitere Webprojekte von Dr. Harald Hildebrandt

Deutsche Politik News @ Deutsche-Politik-News.de ! Online Werbung

Werbung

Deutsche Politik News @ Deutsche-Politik-News.de ! 

Deutsche Politik News @ Deutsche-Politik-News.de ! Online Werbung
Geschenk-Rätsel und Geschenk-Sudoku

Deutsche Politik News @ Deutsche-Politik-News.de ! D-P-N News Empfehlungen
· Suchen im Schwerpunkt Deutsche Politik News
· Weitere News von Deutsche-Politik-News


Die meistgelesenen News in der Rubrik Deutsche Politik News:
Frankreich: Präsident Emmanuel Macron muss versöhnen - die sechstgrößte Volkswirtschaft der Welt macht mit Bildern brennender Barrikaden und marodierender Horden Schlagzeilen!


Deutsche Politik News @ Deutsche-Politik-News.de ! Online Werbung

Werbung

Deutsche Politik News @ Deutsche-Politik-News.de ! Möglichkeiten

Druckbare Version  Druckbare Version

Diesen Artikel an einen Freund senden  Diesen Artikel an einen Freund senden

Deutsche Politik News @ Deutsche-Politik-News.de ! Online Werbung







Firmen- / Produktnamen, Logos, Handelsmarken sind eingetragene Warenzeichen bzw. Eigentum ihrer Besitzer und werden ohne Gewährleistung einer freien Verwendung benutzt. Artikel, Fotos und Images sowie Kommentare etc. sind Eigentum der jeweiligen Autoren, der Rest © 2014 - 2024 by Deutsche-Politik-News.de.

Wir betonen ausdrücklich, daß wir keinerlei Einfluss auf die Gestaltung und/oder auf die Inhalte verlinkter Seiten haben und distanzieren uns hiermit ausdrücklich von allen Inhalten aller verlinken Seiten und machen uns deren Inhalte auch nicht zu Eigen. Für die Inhalte oder die Richtigkeit von verlinkten Seiten übernehmen wir keine Haftung. Diese Erklärung gilt für alle auf der Homepage angebrachten Links und für alle Inhalte der Seiten, zu denen Banner, Buttons, Beiträge oder sonstige Verlinkungen führen.

Die Schlagzeilen der neuesten Artikel können Sie mittels der backend.php auf Ihre Homepage übernehmen, diese werden automatisch aktualisiert.

Deutsche-Politik-News.de / Impressum - AGB (inklusive Datenschutzhinweise) - Werbung - Besucherstatistik / Deutsche Politik, Wirtschaft & Kultur - Diese Seite verwendet Cookies. Wenn Sie sich weiterhin auf dieser Seite aufhalten, akzeptieren Sie unseren Einsatz von Cookies!

Stefan Kaufmann, Soziologe &Sicherheitsexperte, über den Versuch, sich vom Terror nicht erschüttern zu lassen: Die Herrschaft des Schreckens!